zurückWer sein Kajak liebt...
Die ersten Kilometer hinter Bratislava sind ein wenig eintönig, aber trotzdem ganz hübsch. Richtung Conovo-Stausee lässt die Strömung deutlich nach und wir müssen tatsächlich mal wieder richtig paddeln. Der See an sich ist weniger öde als gedacht, als "Müllhalde" für natürlichen Abfall liegen hier jede Menge Baumstämme im Wasser auf denen unzählige Vogel sitzen. Besonders die Wasserstarts der Schwäne amüsieren mich.
Unser Plan ist, bis zur Staumauer zu fahren und dort in einen Kanal umzusetzen, um mit nochmaligem Umtragen in die Mosoni-Donau zu kommen. Dieser rechte Nebenfluss der Donau mündet nach ca. 130 km wieder in selbige und soll ein toller Paddelfluss mit guten Zeltmöglichkeiten sein, weshalb wir den ursprünglichen Plan, die alte Donau zu fahren, aufgegeben haben. An der Staumauer ist es brütend heiß und ein Erkundungsgang ergibt, dass ca. ein halber Kilometer umzutragen ist... Juchuuu - also wuchten wir das erste Kajak den Hang zur Straße hoch und vertäuen es auf dem Kajakwagen. Dann zuckeln wir los, über Stock und Stein. Wer sein Kajak liebt, der schiebt... und wer sein Kajak noch mehr liebt, der trägt. Genau das tun wir, nachdem unser Kajakwagen unter dem Gewicht zusammen bricht und mit ausgeschlagener Achse und somit Totalschaden liegen bleibt. Klasse - das wird ein großer Spaß. Das zweite Kajak räumen wir also leer und stapfen erstmal mit unserem Gepäck durch den Wald. Und danach wieder zurück, um das Boot zu holen - her und hin und hin und her...
Über drei Stunden später sitzen wir schweißgebadet, ziemlich k.o. und "leicht" genervt wieder in den Booten - für nicht mal eine Viertelstunde. Dann kommt das nächste Wehr, an das wir uns auch aufgrund der starken Strömung nicht trauen, nah ran zu fahren. Also wieder eine kleine Gepäck- und Kajakwanderung... Wer sein Kajak liebt... allmählich können es meine Nackenmuskeln vom Härtegrat her mit Stahlbeton aufnehmen.
Um kurz vor halb neun sitzen wir endlich im richtigen Fluss in den Booten - inzwischen ist es schon ziemlich dämrig und unsere Laune nicht mehr die allerbeste. Aber die Aussicht auf eine warme Dusche lässt mich Paddelschlag für Paddelschlag machen.
Im Dunkeln kommen wir am Campingplatz an - und es gibt immer einen letzten Anstieg... Dieser hier ist eine ziemlich steile Böschung - als ob wir heute noch nicht genug geschleppt hätten! Leider landen wir auch auf dem Nachbargrundstück vom Campingplatz - gemein, dass hier auch ein Zelt steht. Somit geht die Schlepperei noch weiter - aber die Bar vom Campingplatz hat noch offen und es gibt ein kaltes Bier. Darauf habe ich mich mindestens so gefreut, wie auf die Dusche. Genau in dem Moment, wo ich das Bier bestelle, geht allerdings das angekündigte Unwetter los und plopp ist alles dunkel - Stromausfall. Die Böen fegen über den Platz und wir sprinten los, um das Zelt abzuspannen. Gut, dass wir vernünftige Heringe haben, die Quechua Wurfzelte neben uns mutieren grade zu Quechua Flugzelten. Unser Bier trinken wir also im Dunklen und ich verabschiede mich im Stillen von dem erfreulichen Gedanken an eine warme Dusche. Mit dem Strom ist nämlich auch die komplette Wasserversorgung zusammen gebrochen. Das versetzt hier aber keinen auch nur ansatzweise in Unruhe, scheint wohl häufiger zu passieren... Zum Kochen (naja Dose aufwärmen) sind wir zu kaputt - also wird das Frühstücks-Knäckebrot zum Abendessen. Egal, dann gibt es halt mexikanischen Bohneneintopf morgen zum Frühstück. Und oh Wunder, nach unserem spärlichen Abendessen, grade als wir uns den "gute-Laune-wiederfind"-Whisky einschütten geht das Licht wieder an. Wir lassen alles stehen und liegen und sprinten unter die Dusche. Vorsichtig schäumen wir immer nur ein Körperteil ein und spülen direkt ab - die Füße zuerst, die haben es am nötigsten. Nach kurzem Kopfkino, was passiert, wenn ich die Haare einschäume und genau dann der Strom wieder ausfällt, entscheide ich mich gegen Haare waschen - zu riskant.
Als ich nach zwölf endlich im Bett liege, tun mir meine Beine weh - das ist mir nach einer Kajaktour auch noch nie passiert...