zurückMosoni-Duna (Tag 4 bis 7)
Tag 4: Von Rajka bis Halászi
Am Morgen sieht der Campingplatz etwas anders aus und alle sind kräftig damit beschäftigt, aufzuräumen. Überall liegen kleinere und größere Äste rum und wir sind froh, dass unser Zelt nur die Kleineren abbekommen hat. Der Strom ist immer noch da und wir trinken erstmal Kaffee in der Sonne - aus Plastikbechern (später stellen wir fest, dass das in Ungarn normal ist) und vermutlich mit Pulver zubereitet. Dann gibt es mexikanischen Bohneneintopf - von dem erstaunlicherweise nur die ersten Löffel Überwindung kosten.
Nachdem wir die Boote zum Fluss geschleppt haben, packen wir und fangen mit der Mosoni-Befahrung an. Sie ist ein schmaler Fluss, der sich in unzähligen Schleifen durch den Nordwesten von Ungarn windet, um nach ca. 120 km in die Donau zu münden. Erfreulicherweise hat sie hier oben auch ordentlich Strömung und wir kommen gut vorwärts. In den Bäumen neben uns knackt und kracht es gewaltig - wir haben etwas Angst, dass uns was auf den Kopf fallen könnte und halten uns immer mittig im Fluß, was vermutlich aber auch nur bedingt helfen würde: Der Fluss ist recht schmal.
Unser erster Campingplatz ist in Halászi - er liegt direkt am Ufer und davor ist ein Restaurant mit einer einladenden Terrasse in der Sonne. Das ungarische Pärchen, was wir heute morgen kennengelernt haben, kommt mit uns an - außerdem eine Kanadiertruppe und zwei österreichische Faltboote mit zwei großen Hunden. Das beste am Campingplatz ist, dass es dort einen Handwagen gibt - ein Geschenk für jeden Kajakfahrer, der seinen Wagen gehimmelt hat... So fahren wir unser Gepäck entspannt zum Zeltplatz und gehen anschließend endlich mal Forint abheben (bisher ging glücklicherweise alles noch mit Euro), um unser Bier in der Sonne bezahlen zu können. Das Wetter ist toll - nur am späten Abend knallt es wieder ziemlich (was einigen Zeltern zum Verhängnis wird, sie schnarchen neben uns unter dem Unterstand und werden vermutlich recht nass).
Tag 5: Von Halászi bis Novápuszta
Am nächsten Morgen scheint aber wieder die Sonne - es ist nur ziemlich stürmisch. Gegen Mittag paddeln wir los und schon nach einigen Kilometern winken uns die Ungarn vom Ufer aus zu - mit einem Bier in der Hand. Ich bin ein wenig neidisch, muss ich zugeben. Vielleicht findet sich später am Tag noch ein netter Biergarten am Fluss... Das einzige Wehr auf der Mosoni umfahren wir per kleiner Bootsrutsche - mein Rücken und ich sind sehr froh, dass wir nicht schon wieder tragen müssen. Der Fluss schlängelt sich durch dichten Wald und macht wirklich Spaß. Eine zeitlang begleitet uns ein eleganter weißer Fischreiher, den wir vor uns her treiben. Hier fließt der Fluss durchs Nichts und meine Hoffnung auf einen Biergarten verflüchtigt sich. Es gibt nur Pausen auf dem Wasser - für die wir immer eine Dose Kekse im Cockpit stehen haben.
Der nächste Campingplatz liegt wieder malerisch direkt am Fluss und ist schon gut mit Wasserwanderern gefüllt, als wir gegen halb sechs anlanden. Das Restaurant hier hat wieder etwas Ostblock-Charme, aber es gibt kaltes Bier und die Menschen sind wieder alle sehr nett. Um die Toiletten und Duschen kostenlos benutzen zu dürfen, bekommen wir ein knallorange-farbendes "All-inclusive-Armbändchen" (Insider fühlen sich an die Borkum-Turniere erinnert). Die Nacht wird ruhig, hier gehen alle (inklusive uns) gegen zehn/elf Uhr ins Bett - dafür wird auch früh aufgestanden. Hell ist es hier im Osten nämlich schon gegen halb sechs...
Tag 6: Von Novápuszta bis Dunaszeg
Als ich aus dem Zelt schaue, paddeln die Beiden mit dem Faltboot neben uns schon los... Naja, so früh müssen wir ja nicht dran sein. Wir lassen es gemütlich angehen und kommen wieder erst mittags los. Heute sind es aber auch nur 27 km - leider lässt nur allmählich die Strömung etwas nach und wir müssen schon deutlich mehr paddeln.
Dafür gibt es heute einen kleinen Biergarten am Fluss. Als ich an der Theke den Wirt frage, ob er deutsch (das können fast alle hier etwas) oder englisch spricht, verneint er entschuldigend lächelnd. Ich mache mich bereit für die internationale Sprache, doch es kommt direkt ein anderer Gast, der übersetzt. Die Menschen hier sind wirklich alle freundlich! Beim Pausenbier versuchen wir per Internet, die wichtigsten ungarischen Worte zu lernen. Ich komme mir schon sehr doof vor, wenn alle so nett sind und ich noch nichtmal eine Begrüßung oder danke hinbekomme. Das mit der Begrüßung ist einfach - es ist "halló". Außerdem schauen wir der Kanadiertruppe beim Ausladen zu - sie beenden hier wohl ihre Tour.
Wir fahren weiter - zu einem Rastplatz, wo man angeblich gut frei zelten kann, Campingplätze kommen jetzt nämlich erstmal keine. Die Wiese ist wirklich gut geeignet und direkt hinter dem Deich gibt es ein Bistro. Hier verbringen wir bei guter Pizza den Abend und sind froh, ein ungarisch Wörterbuch auf dem Handy zu haben. Die Karte gibt es nämlich als kleines Gimmick nur auf ungarisch. Wir bekommen aber das, was wir wollen, und außerdem eine Toilette, bevor wir zu unserem Zelt am Fluss zurückkehren. Heute schlafen wir begleitet vom Planschen irgendeines Tieres im Wasser direkt hinter unserem Zelt ein.
Tag 7: Von Dunaszeg über Györ nach Vének
Zum Frühstück gibt es ungarisches Knäckebrot - wir beschreiben es mit einer "Mischung aus Esspapier und Puffreis" oder eben "einem Hauch von Nichts". Da hilft nur ganz viel Veggie-Aufstrich und Zähne zusammenbeißen... Heute sind wir dank knappen Frühstücks und fehlender Spülmöglichkeiten tatsächlich schon um kurz nach elf auf dem Wasser. Leider vergisst der Fluss so allmählich, dass er ein Fluss ist und mutiert mehr und mehr zu stehendem Gewässer. Die ersten ca. 15 Kilometer nach Györ gehen aber trotzdem recht schnell. Eine kleine Herde Wildschweine, die sich am Ufer durch das Schilf bricht, sorgt für Abwechslung.
In Györ lassen wir die Boote am Ufer liegen und machen uns auf zum Stadtbummel - die Paddel am Rucksack klappern Applaus. Das Städtchen ist richtig hübsch mit sehr schönen Hauserfassaden und drei großen barocken Kirchen. Am Hauptplatz futtern wir einen Riesen-Eisbecher, der das Knäckebrot verzeihen lässt. Vielleicht ist es ganz gut, dass wir noch ca. 15 weitere Kilometer paddeln müssen... die werden allerdings mit Eisbecherbauch und inzwischen wirklich stehendem Wasser ziemlich zäh. Auch die Landschaft ändert sich hier unten kurz vor der Mündung leider nur noch wenig und gefühlt geht es nicht enden wollend geradeaus. Strecken, die ich liebe...
Endlich taucht der Steg vom Camping auf, der sich allerdings auch lediglich als Rastplatz entpuppt. Wohl wieder weder Klo noch Dusche... Das deutsche Faltboot liegt schon auf der Wiese und die Beiden sitzen beim Essen. Sie rufen uns direkt zu, dass es leider auch kein Wasser gibt, aber sie gleich mal im Ort schauen wollen. Wir begleiten sie - die Ansammlung von Häusern hat den Namen Ort allerdings eher nur leidlich verdient. Wasser gibt es auch nicht wirklich - aber Egon (so heißt der Faltbootfahrer) steckt seinen Kopf in das Gemeindehaus und findet einen Ungarn, der uns zu einem kleinen Naturpool mit Terrasse und einem deutsch sprechendem Wirt führt. Der füllt sofort unsere mitgebrachten Wasserflaschen auf und hat zudem auch kühles Bier. Es wird ein netter Abend mit Resi und Egon, die tatsächlich schon im Ruhestand sind und ihre Zeit nutzen, um die Welt mit ihrem 70 Jahre alten Faltboot (mit Holzpaddeln) zu erkunden. Das finden wir wirklich toll und bekommen zudem noch viele Tipps für schöne Flüsse. Das einzige, was dem Ganzen einen leichten Abbruch tut, sind die unzähligen Moskitos, die über uns herfallen. Trotzdem sind das genau die Begegnungen und Abende, wegen denen wir u.a. unterwegs sind. Zufrieden stapfen wir im Dunkeln zu unserem Zeltplatz zurück und neutralisieren den Liter Bier mit einer direkt auf dem Kocher erwärmten Fertigdose. Für mehr reicht es nicht mehr, bevor wir mit unseren Schlafsäcken kuscheln.