zurückTag 8: Marathon von Venék bis Neszmély

Als ich gegen halb neun aus dem Zelt krieche, sind Resi und Egon schon quasi abfahrbereit. Naja, der frühe Wurm war ja noch nie so unseres... Wir lassen es lieber gemütlich angehen und genießen noch mehrere Kaffees am Naturpool bei dem netten Ungarn im Dörfchen. Außerdem hat das den Vorteil, dass es dort Toilette und Waschbecken gibt, unsere Zahnbürsten begleiten uns also zum Kaffee trinken.

Mittags - knappe 4h nach Resi und Egon - paddeln auch wir los. Die letzten 2 km bis zur Mündung sind wirklich zäh und durch den Verladehafen auf der rechten Seite auch nicht sonderlich reizvoll. Ich hoffe im Stillen, dass die Donau auch hier unten noch ordentlich fließt...

Tut sie mit guten 5-6 km/h und wir sind froh, dass es nun zügiger weiter geht. So haben wir eine realistische Chance, heute Abend die noch knapp 50 km entfernte warme Dusche zu erreichen. Relativ fix sind wir in Komárom, was sich als nicht sehr sehenswert entpuppt. Aber es gibt in Flussnähe ein Café, wo wir bei Cappuccino und Radler Pause machen. Außerdem können wir im Supermarkt unsere Vorräte ergänzen - gepaart mit einer surrealen Diskussion mit einer Ungarin, die von uns wissen möchte, ob sie zum Autokauf in Deutschland lieber nach Stuttgart oder München fahren soll...

Erst gegen sechs kommen wir wieder los und es sind immer noch 24 km - das wird ziemlich knapp, um halb neun ist es hier nämlich schon dunkel. Aber inzwischen brauchen wir dringend eine (warme) Dusche - also paddeln wir los. Nach anfänglicher Vortäuschung falscher Tatsachen hört die Donau nun aber leider auf zu fließen. Sie ist hier schon irre breit und ähnelt eher einem leicht gewundenen Stausee, wobei die Betonung auf "See" und "leicht" liegt. Gefühlt pflügt sich mein Kajak über endlose Gradeausstrecken durch den nur noch seicht fließenden Fluss. Etwas verbissen ziehe ich mein Paddel Schlag für Schlag durchs Wasser und versuche mich in Ideallinie über die "Seen" zu bugsieren. Die Uhr hängt uns ziemlich im Nacken und wir sind zügig mit 8-9 km/h unterwegs. Meine Arme brennen allerdings nach der ersten Stunde schon ziemlich und, dass sämtliche meiner Mückenstiche von gestern Abend abwechselnd höllisch jucken, verbessert die Situation auch nicht wesentlich. Die Sonne steht nun schon ziemlich schräg am Himmel und taucht alles in ein warmes Licht - was ich allerdings nur peripher wahrnehme. Gegen kurz vor acht fahren wir an Resi und Egon vorbei - die Beiden zelten wieder frei am Ufer. Offensichtlich haben sie es nicht bis zur Dusche geschafft.

Inzwischen dämmert es und die untergehende Sonne färbt das Wasser in Pastellfarben. Nun investieren wir doch die Zeit in ein paar Fotos, bevor wir die letzten Kilometer im schwindenden Licht hinter uns bringen. Der Campingplatz liegt an einem Seitenarm, in den wir aber glücklicherweise über einen Mini-Wasserfall einfahren können. Umgetragen hätte ich jetzt auch nicht mehr... Gegen Viertel vor neun sind wir endlich da - mit dem Wirt des Campingplatz-Restaurants verständige ich mich halb auf deutsch, halb auf international. Wir dürfen uns irgendwo hinstellen und er hat bis zehn/elf Uhr offen, Küche ist aber leider schon zu. So baut Holger das Zelt auf und ich "zaubere" Nudeln mit Pesto - immerhin mit frischen Tomaten und einem Gurkensalat dazu. Abschließend belohnen wir uns mit einem Mojito und der heiß ersehnten warmen Dusche - schön, wenn man sich nicht mehr wie ein Iltis fühlt. Beim diesmal ziemlich späten Einschlafen machen sich die heutigen 50 km in meinen Armen und Schultern schon bemerkbar - das wird ein Spaß morgen...