zurückTag 9: Von der holländischen Enklave ins erzkatholische Esztergom
Heute morgen stellen wir fest, dass wir offensichtlich mitten in der holländischen Enklave gelandet sind. Viele Niederländer können nicht mehr in Holland sein... Der Campingplatz ist ein wenig touristisch mit allen möglichen Freizeitangeboten, aber ansonsten ganz nett und - wichtig für Kajakfahrer mit kaputtem Kajakwagen - mit Stellplätzen direkt am Wasser. Ob dort, wo unser Zelt steht, wegeoptimiert genau gegenüber der Bootsrampe, allerdings wirklich Stellplatz oder eher Rangierplatz für Autos mit Bootsanhängern ist, finden wir nicht heraus. Der erste Jetski-Fahrer bittet uns jedenfalls unsere Boote zur Seite zu legen - er legt aber netterweise selber mit Hand an.
Meine Arme tun von gestern wirklich ziemlich weh und beim Lospaddeln frage ich mich, wie (und ob überhaupt) ich die heutigen 28 km bis Esztergom überleben soll. Der Fluss bietet hier auch wenig Abwechslung - es ist alles sehr flach und die Donau ist so breit, dass man die Kilometrierungsschilder am anderen Ufer nicht erkennen kann. Ist vielleicht auch besser so... Immer wieder muss ich das Paddeln vor mir ablegen und Holger fährt mir gnadenlos davon. Immerhin nutzt er seine Wartepausen dazu, für gekühlte Getränke zu sorgen. Das ist auch nötig - in der Mittagssonne ist es brütend heiß und ich bin nicht nur vom Spritzwasser klatschnass.
Endlich taucht hinter einer Biegung die riesige Basilika von Esztergom auf - sie thront förmlich über der Donau. Das Paddeln tut nun wieder etwas weniger weh - die vorbei heizenden Motorboote dafür umso mehr. Bisher waren alle sehr rücksichtsvoll und haben direkt runter gebremst, sobald sie uns gesehen haben. Diese hier haben allerdings offensichtlich Spaß dabei, zwischen uns durchzudüsen - vielen Dank auch. Während wir uns noch darüber ärgern, kommen wir an eine Rampe mit "Kemping"-Schild. Wunderbar, ich bin angekommen.
Der "Kemping" entpuppt sich als Wiese vom örtlichen Ruderclub - der eigentliche Campingplatz ist noch ein wenig die Straße runter. Durch Zufall landen wir also im Ruderclub mit vernünftigem Bootswagen - ein Träumchen für uns. Resi und Egon sind auch schon da. Wir bauen unser Zelt nach einem Ankunftsbier auf und warten auf den Chef. Der soll gegen sieben wieder hier sein - zumindest ist es das, was wir verstanden haben, als uns ein netter Ungar von sich aus auf ungarisch und mit Händen und Füßen darauf aufmerksam macht, dass wir noch einen Schlüssel für das Tor bekommen und 5 Euro pro Person zahlen müssen. Cheffe kommt dann tatsächlich gegen halb acht, drückt uns einen Schlüssel in die Hand und ist wieder weg. Bezahlen sollen wir morgen, er ist um sieben Uhr da, um Resi und Egon, deren Tour hier endet, zum Busbahnhof zu fahren. Naja, sieben Uhr werden wir nicht schaffen - also verabschieden wir uns von Resi und Egon schon heute Abend und quatschen dabei noch ein wenig. Wir sind ein bisschen traurig, dass uns die kommenden Abende die beiden und das Faltboot nicht mehr begrüßen werden. Abschließend bummeln wir noch ein wenig durch die Kleinstadt und lauschen einem Saxophon-Spieler bei einem Bier. Die eigentliche Stadtbesichtigung sparen wir uns für morgen früh auf.