zurückTag 10: Von Esztergom nach Dunabogdány
Morgens um acht sind fast alle Zelter am Ruderclub schon weg - der Italiener neben uns wässert grade sein kleines Schlauchboot (!!!), mit dem er aus Wien hierhin gekommen ist - Respekt! Wir besprechen mit Cheffe, dass wir bis mittags bleiben möchten und besichtigen erstmal die Basilika.
Es ist noch vor zehn - trotzdem sind wir nach den ganzen Stufen hoch auf den Burgberg schweißgebadet. Und es folgen noch ziemlich viele weitere Stufen bis hoch auf die Kuppel der Basilika. Die letzte Wendeltreppe ist so eng, dass Einbahnverkehr mit Blockabfertigung herrscht. Der Blick von hier oben lohnt sich allemal - die Landschaft ist hier wieder leicht hügelig und etwas abwechslungsreicher. Von oben schauen wir auf die erst Anfang des 21sten Jahrhunderts wieder errichtete Brücke zwischen Esztergom und der gegenüberliegenden slowakischen Schwesterstadt Štúrovo. Zwischen dem zweiten Weltkrieg und 2001 gab es nur eine kleine Fähre. Heute steht das Grenzschild auf der Brücke und ein Wechsel zwischen den beiden Ländern, die die Donau auf vielen Kilometern trennt, ist kein Problem mehr.
Als wir gegen halb eins zurück am Ruderclub sind, fragt Cheffe uns, ob wir jetzt fahren - eigentlich dürfte man nur bis elf bleiben. Mittags ist wohl ein dehnbarer Begriff... In der prallen Mittagssonne paddeln wir los, meine Arme tun immer noch weh und die rechte Lust haben wir beide nicht mehr. Vielleicht wird es Zeit, dass wir ankommen?! Die ersten ca. 15 km sind ziemlich langweilig - der Fluss fließt träge und breit dahin. Die Ufer sind flach, überall stehen Zelte und die Menschen baden im kühlen Fluss. Bei genauerer Überlegung ist das bei dem Wetter auch die bessere Option, als schwitzend sein Kajak Kilometer für Kilometer vorwärts zu schieben. Doch nach einer Biegung tauchen Hügel auf, der Fluss verengt sich und legt damit wieder einen richtigen Zahn zu. Ich bin sehr dankbar für diese erfreuliche Wandlung!
Der zweite Teil des Tages ist somit angenehmer zu paddeln und mit Blick auf die hoch über der Donau stehenden Burg von Visegrád auch landschaftlich reizvoll. Am ersten Campingplatz paddeln wir vorbei und biegen auf den Szentendre-Arm der Donau ein. Dieser ist wieder angenehm schmal und fließt zügig dahin. Die letzten 5 km bis zum anvisierten Campingplatz gehen schnell - an einer Badestelle steigen wir aus und machen uns zu Fuß auf die Suche nach dem von Google Maps angegebenen Campingplatz - relativ erfolglos. Hier ist zwar jede Menge los, aber einen wirklichen Campingplatz finden wir nicht. Am Ende der Badestelle stehen lediglich ein paar Zelte direkt am Ufer. Holgers Laune sinkt bedenklich in den Keller, aber eine wirkliche andere Option haben wir nicht.
Während Holger grummelnd das Zelt aufbaut, stapfe ich zum Kiosk und versuche wenigstens kaltes Bier zu organisieren - glücklicherweise diesmal erfolgreich. Das steigert unsere Laune schon deutlich. Da Spülen nun schon wieder schwierig wird, entscheiden wir (mal wieder ungeduscht) Pizza essen zu gehen. Das Restaurant am Ufer sah außerdem einladend aus. Der Blick auf die Karte verrät uns, dass es hier wohl keine Pizza gibt - somit speisen wir feudal Zander und Truthahn und genießen dazu eine leckere Flasche Weißwein. Zum Abschluss gibt es noch ein Parfait und zwei Palinka - laut Wirt mit "Blumenkohl". Da ist wohl irgendwo ein Übersetzungsfehler passiert - nach Blumenkohl schmeckt der Obstler jedenfalls nicht ;-) Vielleicht sollten es die "Blütenblätter" sein? Für unser wirklich gutes Essen zahlen wir in Summe ca. 30 Euro und sind gar nicht mehr traurig hier gelandet zu sein!