zurückHammerblick und Krater
Nach einer übelst kalten Nacht, in der wir beide nicht viel geschlafen haben und Holger noch einen Besucher in Form eines dreisten und hungrigen Possums aus dem Zelt verscheucht hat, klingelt der Wecker um sieben. Ich stecke kurz einen Finger aus dem Schlafsack und stelle fest, dass Aufstehen einfach unmöglich ist. Außerdem tropft es mal wieder auf das Zeltdach, was es im übrigen auch die ganze Nacht schon getan hat. Aber es hilft ja nichts... - wir haben heute einiges vor. Trotzdem müssen erstmal die Klamotten im Schlafsack gewärmt werden, um eine halbwegs adäquate Anzieh-Temperatur zu bekommen - soviel Zeit muss sein. Irgendwie hatten wir ja schon damit gerechnet, dass es kalt wird, aber nicht so bitterkalt... Die gefühlten Temperaturen liegen knapp über Null und wir sind froh, genügend warme Klamotten in den Rucksack gestopft zu haben. Als wir die Köpfe aus dem Zelt stecken, kommt die Sonne raus, aber die Vulkane sind noch wolkenverhangen.
Nach dem Frühstück geht es gegen zehn los, inzwischen wärmt die Sonne etwas und die Wolken reißen auf und geben wundervolle Blicke auf den steilen Kegel des Mt. Ngauruhoe frei. Wir steigen auf einem bequemen und befestigtem Weg auf - mit jede Menge Tagestouristen, die die beliebte Tongariro Crossing Route gehen. Später gehen wir durch den South Crater und steigen dann auf einem Grad die letzten gut 200 Höhenmeter zum Red Crater auf. Hier ist es ziemlich steil und mühsam wuchte ich mich und meinen schweren Rucksack gefühlt milimeterweise nach oben.
Grade verfluche ich mich etwas für diese Idee. Aber die Szenerie ist so beeindruckend, dass ich damit schnell wieder aufhöre. Es schaut hier aus wie in einer Mondlandschaft, sehr unwirtlich und karg und überall liegen große Lavabrocken rum.
Oben angekommen, verschnaufen wir erstmal etwas. Dann legen wir die schweren Rucksäcke hinter einen Stein und machen uns auf, den Mt. Tongariro, einen der drei großen Vulkane, zu besteigen. Der Weg ist recht einfach und ohne unseren großen Freunde auf dem Rücken läuft es sich deutlich schneller. Nach kleiner Kraxelei kommen wir zum Gipfel - 1967m ist er hoch und von hier aus hat man wunderschöne Ausblicke auf den Mt. Ngauruhoi und den Mt. Ruapehu, den höchsten der Vulkane, der vergletschert ist. In die andere Richtung öffnet sich die Ebene und man kann bis zum Lake Taupo schauen. Wir genießen diese wundervolle Aussicht eine Weile bevor wir wieder absteigen und unsere Rücksäcke für den weiteren Weg schultern. Vom aktiven Red Crater geht es steil über Asche und Geröll nach unten, halb laufen, halb rutschen wir runter (Holger: Das ist a bisserl wie Skifoan). Die Emerald Lakes liegen leuchtend blau unter uns und wir müssen mehrfache Fotostopps einlegen. Die Szenerie ist
unglaublich beeindruckend und wir sind froh, so gutes Wetter hier oben erwischt zu haben.
Der weitere Weg zur Oturere Hut zieht sich durch skurrile Lavaformationen. Nach jeder Ecke denken wir, dass die Hütte doch endlich auftauchen muss... Mir tun die Füße weh, das Knie zwickt schon lange und der Rucksack drückt ganz schön auf die Beckenknochen - so allmählich habe ich keine Lust mehr. Dann taucht die Hütte endlich auf - hinter einer Ecke knapp unter uns. Ich bin glücklich, angekommen zu sein, so muss es sich am Ende eines langen und wunderschönen Wandertags anfühlen. Schnell suchen wir uns einen Zeltplatz, bauen alles auf und verziehen uns in die schöne warme Hütte. Sie ist sehr klein und die Hälfte des Matratzenlagers ist im Aufenthaltsraum - wir haben Glück und ergattern eine Bank und ein Eckchen Tisch. Es ist sehr gemütlich hier und wir genießen unser Instant-Thai Curry während des Hut Talks.
Hier hat jede Hütte einen Warden und allabendlich erzählt dieser etwas über die Gegend. Unser heutiger Warden heißt Jack und bringt uns bei, wie man den Mt. Ngauruhoi ausspricht - Na-hu-ro-heu (mit gerolltem r). Außerdem erzählt er uns, wie wir uns im Falle einer Eruption zu verhalten haben, versichert uns aber gleichzeitig, dass die Hütte in relativ sicherem Gebiet liegt. Die meisten Gesteinsbrocken kommen nicht bis hier und die Wasserströme aus den Kraterseen sowie die pyroklastischen Ströme fließen rechts und links vorbei. Na dann... relativ sicher halt. Die Neuseeländer haben eben ein etwas anderes Verhältnis zu den Naturgewalten...
Gegen halb zehn kriechen wir halb beruhigt in unsere Schlafsäcke und harren der Dinge, die da kommen mögen.