zurückIch bin grumpig...

(...) Ich schau in meinen Schrank, da ha'm sogar die Jacken Mäntel an (Wise Guys)
Das Lied gibt es zum Frühstück und so soll es auch bleiben...

Aber der Reihe nach: Der Wecker klingelt moderat um acht. Angesichts der deutlich überhöhten Luftfeuchtigkeit frühstücken wir im Van und fahren zum Zähneputzen beim Waschraum vor.
Geplant ist heute eine geführte Talwanderung zum Franz-Josef-Gletscher. Womit wir nicht gerechnet haben, ist, dass zu einer solchen geführten Wanderung die komplette Ausrüstung gestellt wird, inkl. Regenhaut und Bergstiefeln. Letztere sollen uns noch zum Verhängnis werden. Nachdem die Touri-Gruppe von ca. 30 Michelin-Männchen inspiziert und von den Guides als ausreichend geschützt angesehen wird, werden wir alle zusammen in einen altersschwachen Bus gesteckt, und los geht's Richtung Gletschertal. Während der Guide ständig den Scheibenwischer von innen spielt, gibt er den einen oder anderen Kommentar über den Gletscher und seinen Fluss ab, der angesichts des Regens schon die Flucht angetreten hat und entsprechend schneller und mit mehr Wasser fließt.
Im Tal werden wir in drei Gruppen aufgeteilt und hoch geht's. Die Wanderung ist simpel, recht kurz vor Ziel ist allerdings für uns Ende. Unsere eigenen Schuhe sind für eine Flussdurchquerung leider nicht hoch genug. Wäre toll gewesen, wenn uns das mal jemand vorher gesagt hätte... So können wir leider nur die Wasserfälle im Tal und die Gletscher aus respektvollen Abstand bewundern. Das ist auch schon recht beeindruckend - vor allem, wenn man den Klimawandel vor Ort bestaunen kann. Man kann quasi zusehen, wie sich der Gletscher immer weiter zurückzieht.
Von einem erhöhten Aussichtspunkt kann man deutlich die Vegetationsgrenzen der verschiedenen Rückzugszonen des Gletschers erkennen.
Während der "Wanderung" (aka Spaziergang im Starkregen) werden wir von den Guide noch auf zwei essbare Pflanzen aufmerksam gemacht: bei dem Farnbaum, den man hier überall findet, kann man Teile aus den neuen Trieben essen, ein seltenerer Busch hat sehr würzige bis scharfe Blätter.

Wieder zurück dürfen wir dann das Highlight des heutigen Tages genießen: Bei der Wanderung war der Eintritt zu den Glacier Hot Pools mit inbegriffen. Hier wird frisches Gletscherwasser für Open-Air-Becken erwärmt, in denen man herrlich faulenzen kann.

Nachdem wir es irgendwie geschafft haben, uns aus dem 40 Grad warmen Wasser zu hiefen, geht es Richtung Haast, dem heutigen Übernachtungsziel. Auf dem Weg machen wir noch kurz Station beim zweiten Gletscher in der Nähe: dem Fox. Ein befahrbarer Waldweg führt zu einem schnell erreichbaren Aussichtpunkt. Das Schild "nicht für Wohnmobile geeignet" wird geflissendlich übersehen. Der Gletscher versteckt sich allerdings in den Regenwolken und lugt nur ganz vorsichtig um die Ecke. Die Ansicht mit Wasserfällen und dem steinigen Flussbett ist trotzdem nett.

Der Weg nach Haast führt am Ausläufer der Südalpen entlang - wäre bestimmt schön hier, wenn die Regenwolken nicht so tief hängen würden. So lassen sie die Berge nicht einmal erahnen. Der Regen wird immer stärker.

Vor Ort beziehen wir unseren Stellplatz auf dem rudimentären Camingplatz im Nichts, der ohne Wolken bestimmt einen nette Aussicht bietet. Wir benutzen nur den großen Gemeinschaftsraum für unser Abendessen, um dann möglichst bald ins Bett zu kommen.

Dort finde ich dann ein ziemliches Ärgernis: Das Dachfenster ist leider undicht und hat unser komplettes Fußende unter Wasser gesetzt - inkl. einer unserer Decken. Entsprechend verschiebt sich unsere Planung durch den anstehenden Umbau des Bettes im "Erdgeschoss". Doch gut, dass wir einen Van für vier haben. Irgendwann können wir dann endlich ins Bett, um von einem besseren nächsten Tag zu träumen.