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Da fehlt was - es ist so ruhig, als ich aufwache. Nur der Van schaukelt manchmal etwas hin und her. Da hat der Wind wohl endlich die fiesen Regenwolken vertrieben. Unser Aufsteh-Elan hält sich trotzdem noch etwas in Grenzen, aber tja, wie üblich müssen wir um zehn den Campingplatz geräumt haben - diesmal sogar unter Androhung von Zusatzgebühren!
Das Frühstück fällt aus eben diesen Gründen erstmal aus, wir holen es in Haast beim örtlichen Fish and Chips Laden nach, der uns Great Coffee verspricht, was er auch einhält. (Holger: Hallo, wach!)
Dann machen wir uns auf über den Haast Pass Highway ins Landesinnere nach Wanaka. Die angegebene Fahrzeit halten wir nicht ein, zu oft müssen wir anhalten: Zum Staunen, zum Genießen und zum Fotografieren. Auch ein kleines Stück durch den Regenwald laufen wir, dabei entstehenden schöne Bilder. Im Laufe der Strecke werden wir immer effizienter mit unseren Fotostopps: Die Kamera liegt griffbereit zwischen uns, Van ausrichten, Fenster runter, Foto, weiter geht's. An den Stellen, wo wir aussteigen (müssen/wollen), sind wir die folgenden Kilometer damit beschäftigt, die Sandflies wieder aus dem Van zu werfen. Diese kleinen Mistviecher können einem das Leben wirklich schwer machen, meine Beine nähern sich so ganz allmählich erst wieder einer normalen Farbe und "Oberfläche", nachdem die Sandflies mich am Whanganui vor inzwischen über zwei Wochen förmlich aufgefressen haben. Und auf weitere Juckattacken kann ich grade sehr gern verzichten, zumal wir leider die Cortisonsalbe verbummelt haben. (Holger: Vermutlich steckt die noch im Innenzelt ganz unten in der Van-Kiste...) Trotzdem steigen wir an der ein oder anderen Stelle aus, besonders die zahlreichen Wasserfälle am Straßenrand faszinieren uns. Hier sieht man Regen übrigens auch sehr pragmatisch positiv : "Rain is just the making of another waterfall" - sogesehen ist heute ein guter Tag für Wasserfälle...
In Wanaka angekommen, steuern wir direkt das angepriesene Weingut an - auch hier muss schließlich verglichen werden ;-). Das Weingut liegt traumhaft schön oberhalb des Lake Wanaka. Die Aussicht ist grandios und der Wein schmeckt auch noch - wunderbar! Die Stadt selber sparen wir uns, wie die meisten Städte/Dörfer hier wirkt sie nicht sehr einladend.
Im Verlauf der weiteren Strecke Richtung Südostküste staune ich immer wieder, wie viele verschiedene Landschaften Neuseeland - immer nur einen Steinwurf voneinander entfernt - präsentieren kann. Und wie unglaublich dünn dieses Land besiedelt ist, sofern man überhaupt von "besiedelt" sprechen kann. Dabei müsste ich mich ja allmählich doch mal daran gewöhnt haben... Gerade fand ich mich noch im Regenwald mit ewigem Grün und rauschenden Wasserfällen wieder, dann am Lake Wanaka und Lake Hermea vor einer Kulisse aus hoch aufragenden schroffen Bergen und jetzt mitten in einer braun-gelben "Mondlandschaft" - und das alles innerhalb von ein paar Stunden. Es wird hier definitiv nicht langweilig und ich traue mich auf dem Beifahrersitz noch nicht mal zu dösen, weil ich ja was verpassen könnte.
Unser heutiges Ziel ist Oamaru an der Ostküste, die Stadt der Pinguine (ohne die gesehen zu haben, kann ich unmöglich nach Hause fliegen).
Am Beobachtungspunkt für die scheuen Gelbaugenpinguine hoch über dem Strand bekommen wir aber nur Seelöwen (oder Seehunde?) zu sehen, die aber auch sehr schön zu beobachten sind. Bevor allerdings die ersten Pinguine kommen, geben wir auf - hier oben pfeift ein eiskalter Wind und wir sind dabei festzufrieren. Also runter vom Hügel und weiter zur Zwergpinguinkolonie. Für "schlappe" 60 NZ$ (ca. 40 Euro) dürfen wir ganz in die Nähe des Strandes vordringen. Allerdings sind hier alle elektronischen Geräte, also auch unser geliebter Fotoknips, streng verboten. Die Zeit bis zur Ankunft der Pinguine überbrücken wir mit Beobachten der faul rumliegenden Seehund (fur seals). Ein kleiner "Poser" liegt nur ca. 2m von uns weg und gibt alles, um wirklich sehr niedlich auszusehen :-) Und dann kommt die erste Gruppe Pinguine an Land und watschelt den Strand hoch zu ihren Nistplätzen. Die hiesige Kolonie lebt frei, ist aber mit Sendern versehen und hat vor Landräubern geschütze Nistkästen. Damit wächst die Kolonie stetig an und erfreut jeden Abend zahlreiche Touris. Die nächste Gruppe von Pinguinen nimmt keine Rücksicht auf unser Temperaturempfinden und lässt ganz schön auf sich warten. Erst als wir schon fast festgefroren sind, kommen nochmal ca. 20 Pinguine an Land. Sie schaffen es recht elegant, die kleinen Wellen abzupassen und zwar stolpernd und rutschend, aber ohne Kollisionen mit den Felsen an Land zu kommen. Erst die nächste Gruppe holt sich sicherlich den ein oder anderen blauen Fleck an den Felsen. Den kleinen Kerlchen (ca 30 cm, 1kg - inzwischen sind es ca. 100) könnte ich ewig zusehen, wie sie etwas unbeholfen am Strand und auf der Wiese umherwatscheln. Doch inzwischen frieren wir erbärmlich und machen uns gegen zehn auf zum Campingplatz mit heißem Tee und einem späten Resteessen. Heute Nacht träume ich bestimmt von Pinguinen und kalten Füßen...