zurückSchnauf, schnauf, bergauf!
Ab heute steht für die nächsten vier Tage der Kepler Track im Fjordland an. Der Wecker klingelt um sieben - die Nacht versprach im Übrigen, dass es draußen feucht und windig ist. Ein vorsichtiger Versuch, einen Arm aus der Bettdecke zu strecken, verrät mir, dass es außerdem ganz schön kalt ist. Aber - unser Bett ist dieses Mal trocken geblieben :-) Das Aufstehen fällt mir ziemlich schwer, aber es hilft ja nicht. In Te Anau, dem Startpunkt des Tracks, müssen wir noch die letzten Besorgungen machen und unsere Tickets für die Hütten abholen. Die Dame im Visitor Center fragt uns vorsichtig, ob wir schon den Wetterbericht gesehen hätten. Wir verneinen und sie schaut uns mitleidig an - er ist vernichtend. Heute noch ganz okay (der Blick nach draußen verrät mir, dass ich das eigentlich nicht mehr okay finde, aber nun gut), aber morgen übelst mit starken Regenfällen und Sturm. Es kann sein, dass wir auf der ersten Hütte warten müssen, bis das Wetter so ist, dass wir den alpinen Teil der Strecke gehen können. Aber auch das lässt sich nunmal nicht ändern...
Schnell investiere ich gepäcktechnisch noch in eine weitere Hose und gut eingepackt brechen wir auf. Da wir diesmal ohne Zelt laufen, ist der Rucksack angenehm leicht - ich würde auf ca. 14 Kilo tippen (eine Waage passte nicht mehr ins Gepäck ;-)) (Holger: Die 14 Kilo glaube ich kaum, es fehlen ja nurdas Zelt und die Isomatten... Aber der deutlich leerere Rucksack gibt die Illusion von leicht.) Zunächst geht der Weg flach am See entlang, durch einen schönen Wald. Wir kommen gut voran und oh Wunder - es hört auf zu regnen. Beflügelt machen wir uns an den folgenden Aufstieg von knapp 900m zur Hütte. Die letzten 300 Höhenmeter tun weh, zumal mir im dichten Wald die Erfolgskontrolle fehlt und ich so allmählich die Lust verliere. Nach vier Stunden finde ich den Rucksack auch nicht mehr so angenehm leicht... Irgendwann kommen wir an die Baumgrenze und der Blick über den Lake Te Anau und auf die weiß gezuckerten Gipfel von Fjordland lohnt die Mühen des Aufstiegs allemal. Wir genießen den Ausblick und kommen bald - knapp vor dem nächsten Regen - zur Hütte. Sie ist ziemlich voll, aber wir bekommen noch zwei gute Betten (naja, Plastikmatratzen im Schlafsaal) und einen Platz auf der harten Holzbank im Gemeinschaftsraum. Nicht unbedingt das, was meine Knochen jetzt bräuchten ;-)
Unser heutiger Warden Pat ist eine etwas skurrile Gestalt - er wiederholt alles immer mindestens drei Mal. (Holger: Ich hab' mich schon gewandert, warum er 20 Minuten Hut Talk angekündigt hat...) Und er warnt uns vor dem morgigen Wetter - wir sollen auf jeden Fall zusehen um spätestens acht Uhr loszulaufen, da ab dem frühen Nachmittag Sturm mit bis zu 90 Km/h erwartet wird, was die exponierten Stellen des Weges gefährlich machen könnte. Und er bietet uns an, dass wir wegen der Wetterverhältnisse die gebuchten Hütten stornieren können. Holger's flehendlichen Blick ignoriere ich gekonnt ;-) (Holger: grummel...) Den Rest des Abends vertreiben wir uns mit einem improvisierten Mau-Mau Spiel bevor wir um kurz nach zehn in unser eiskaltes Bett fallen. Unsere Trinkflasche habe ich vorher zur Wärmflasche umfunktioniert und bin sehr glücklich über diese Idee. Begleitet vom Schnarchen unserer Mitwanderer und dem Trommeln des Regens auf das Hüttendach schlafe ich irgendwann ein. Meine letzten Gedanken des Tages sind "Gut, dass wir nicht auf die Idee gekommen sind, das hier auch mit Zelt zu laufen...".