zurückUnd auch heute haben wir wieder Wetter, Wetter, Wetter

Eigentlich bin ich ja eher der Verfechter von "der frühe Vogel kann mich mal", aber in Anbetracht der Großwetterlage stehen wir tapfer um kurz nach sechs auf, um früh loszukommen. Die Nacht war unruhig - der Wind heulte um die Hütte und der Regen trommelte unbarmherzig aufs Dach - und ich bin sowieso wach. Nach einem Frühstück mit "Instantpampe" (immerhin supreme wie Holger anmerkt) schaffen wir es tatsächlich um Viertel vor acht loszulaufen. Der Weg steigt stetig an, ist aber gut ausgebaut. Von den versprochenen tollen Ausblicken haben wir nichts. Der Wind fegt uns die Wolken und den Regen ins Gesicht und zerrt an meinem Poncho, der wild an mir flattert. Der Wind legt immer mehr zu und teilweise pustet er mich fast vom Weg. Ich bin froh über meine Stöcke, die immer wieder als drittes Bein herhalten müssen. Der Wind und Regen tun im Gesicht so weh, dass ich mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern versuche, gegen die Elemente anzukommen. Leider nur semi-erfolgreich, gefühlt gefrieren die Regentropfen an meinen Wimpern. Hey, it's summertime... So allmählich bereue ich, Holger's flehendliche Blicke zum Thema "Abbruch" so geflissentlich ignoriert zu haben... Immerhin gibt es zwei Notunterstände auf der Etappe, die wir nutzen, um wenigstens mal kurz dem Wind und Regen zu entkommen. Dem englischen Pärchen, das in kurzen Hosen, völlig durchnässt und keuchend im Unterstand ankommt, geht es bestimmt schlechter als uns, aber selbst die lachen noch.
Während des Abstiegs zur Hütte, der es im Übrigen in sich hat und unsere Knie auf eine harte Probe stellt, lichtet sich die Wolkendecke endlich und wir können etwas von dem wirklich grandiosen Ausblick genießen. Na, das ist doch versöhnlich. Auch einem neugierigen und frechen Kea begegnen wir, der vorlaut in die Rucksäcke unserer Mitwanderer hackt. Die Regenpause ist leider nicht von langer Dauer und so kommen wir am frühen Nachmittag ziemlich durchnässt und etwas entnervt an der Hütte an. Sie ist brechend voll und da uns eh nicht besonders nach harten Bänken ohne Rückenlehnen ist, verziehen wir uns für ein Nachmittagsschläfchen auf unsere Matratzen. Holger's Nase läuft außerdem schon den ganzen Tag Marathon und gegen die aufkommende Erkältung hilft bestimmt auch etwas Ruhe.
Der abendliche Hut Talk ist amüsant und informativ. Bei der jährlich stattfindenden Kepler Challenge wird der ganze Track auf Zeit gelaufen. Der Rekord liegt bei 4h 25min - hui, ich bin ziemlich beeindruckt, immerhin sind es 60km und auch einige Höhenmeter. Die Gene fehlen mir definitiv... Der lustige Teil sind die Keas: In den frühen Morgenstunden kommen sie manchmal runter zur Hütte und, da es spaßige Vögel sind, verschleppen sie gerne Wanderschuhe. Da wir auf die Extra-Herausforderung des "Finde-den-Schuh" am Morgen verzichten können, übernachten unsere Boots säuberlich zum Viererbündel verknotet und aufgehängt. Hoffen wir mal, dass das genügend Kea-Schutz ist... Begleitet vom Trommeln des Regens, das immerhin das allgemeine Röcheln und Schnarchen im Bunkroom übertönt, schlafen wir bald ein und träumen von "Sommer, Sonne, Sonnenschein".